Das aktuelle Thema

Ambulante Versorgung auf dem Land wird zunehmend gefährdet!

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Die aktuelle Situation in den Arztpraxen in Hinterland und Wittgenstein lässt sich durch folgende Faktoren beschreiben:

Die Arbeitsbelastungen von Ärztinnen, Ärzte und Praxisteams sind durch Corona, dem aktuellen Infektionsstand und immer mehr Bürokratie nach wie vor sehr hoch. 
Verschärfend kommt dazu, dass die Patientenzahlen steigen und sich auf immer weniger Ärzte verteilen. Von diesen Medizinern sind viele bereits an der Ruhestandsgrenze und Nachfolger kaum in Sicht.

Angesichts dieser Faktoren rund um die ambulante ärztliche Versorgung hat das seit 16 Jahren bestehende Praxisnetz „Ärzte der Region Hinterland/Wittgenstein“, kurz ADR, seine 41 Mitglieder befragt und um deren Meinung gebeten. 
Grundsätzlich ist festzustellen, dass fast alle einen erheblichen Handlungsbedarf sehen, da sowohl die Wirtschaftlichkeit und auch die Patientenversorgung zunehmend gefährdet ist. Zusammenfassend zeichnet sich folgendes Bild:

In den vergangenen 3 Jahren sind die praxisspezifischen Kostensteigerungen, insbesondere für Personal-, Raum- und Energiekosten, Heil- und Hilfsmittel und Versicherungen um mehr als 14%, gestiegen. 
Die Kostenexplosion seit Mitte 2022, belegt durch die Inflationsrate von bis zu 10%, ist nicht mit eingerechnet. 

Dem gegenüber steht eine zugestandene Erlössteigerung von 1,275% in 2022 und 2% für 2023. 

Stattdessen werden längere Arbeitszeiten durch Samstagarbeit zur Stützung der Notfallaufnahmen verlangt. Zur Kostenreduzierung wurde empfohlen, die Heizungen zu drosseln, wobei vermutlich selbst ein Bundesgesundheitsminister nicht bei 17-18 Grad untersucht werden möchte.

 

Dabei wurde es als Selbstverständlichkeit betrachtet, dass die Arztpraxen einen Großteil der Pandemiemaßnahmen zusätzlich zur normalen medizinischen Versorgung beigesteuert haben, Die Folge war, dass die Praxis-Ärzte und insbesondere auch die Mitarbeiter, ähnlich wie Krankenhauspersonal, extrem belastet wurden. 

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig eine funktionierende ambulante ärztliche Versorgung für die Bevölkerung ist. Trotz ständiger Wechsel in den Vorgaben, fehlende Impfstoffe, komplette Umgestaltung der Behandlungsabläufe usw. haben die Praxen die Hauptlast bei der Bewältigung der Pandemie getragen.

Im Gegensatz zum Krankenhauspersonal gibt es keine finanzielle Anerkennung oder Unterstützung für die Arztpraxen. Corona-Prämien haben fast alle Praxisinhaber ihren Mitarbeitern aus eigener Tasche bezahlt. 

Diese fehlenden Wertschätzung führt dazu, dass 45% der Mitarbeiter/-innen aufgrund der Arbeitsbelastungen über einen Berufswechsel nachdenken oder gar diesen Beruf nicht weiter empfehlen. 

Fakt ist, dass die ambulante Versorgung – das Rückgrat einer patientennahen, kostengünstigen und erfolgreichen Versorgung – durch den Sparkurs der Politik und der Krankenkassen immer mehr gefährdet wird!

Wie kann man die Verantwortlichen dazu bringen, das ambulante Versorgungssystem zu stärken anstatt es durch Einsparungen zu gefährden? 

Die Politik muss Mittel finden, damit die Niederlassung im ambulanten Bereich für junge Ärzte/-innen und Praxismitarbeiter/-innen wieder attraktiv wird. Dazu gehören adäquate Vergütung, Bürokratieabbau und Wertschätzung! 

Daher fordert der ADR, dass unser Praxispersonal dem stationären Personal gleichgestellt wird und die zukünftigen Budgeterhöhungen sich an den aktuellen Inflationsraten orientieren.

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